Einen Alltag ohne Strom kann sich heute niemand mehr vorstellen – ohne elektrische Energie läuft so gut wie nichts. Elektrische Energie ist jedoch nicht endlos verfügbar und Engpässe in der Stromversorgung sind möglich. Eine Strommangellage zählt zu den grössten möglichen Gefährdungen für die Schweiz. Sich auf ein solches Szenario vorzubereiten ist essenziell. Die Stromversorgung ist in der Schweiz grundsätzlich Sache der Wirtschaft. Ist die Wirtschaft nicht mehr in der Lage, der Mangellage mit eigenen Mitteln zu begegnen, greift der Bund lenkend ein. Für die Vorbereitung und Durchführung von Bewirtschaftungsmassnahmen bei einer Strommangellage ist die wirtschaftliche Landesversorgung zuständig.
Stromausfall
Stromausfälle sind lokale, regionale oder auch europaweite, unvorhersehbare Unterbrüche der Stromversorgung, die einige Minuten, Stunden oder Tage dauern können. Sie treten meist aufgrund von Schäden an der Verteilinfrastruktur, Netzüberlastung oder technischen Störungen auf. Bei grossflächigen Stromausfällen spricht man landläufig von einem Blackout.
Lokale und regionale Unterbrüche der Stromversorgung sind in der Schweiz nicht ungewöhnlich und können verschiedene Ursachen haben. Die Auswirkungen solcher Unterbrüche können je nach Dauer und Ausmass erheblich sein. In der Regel ist die Strombranche darauf vorbereitet, mit kurzen Stromunterbrüchen selbstständig umzugehen und die Versorgung so schnell wie möglich wiederherzustellen. Dies kann durch das schnelle Identifizieren und Beheben von Störungen oder durch die Umleitung von Stromflüssen erfolgen, um die Auswirkungen auf die betroffenen Gebiete zu minimieren.
Strommangellage
Im Unterschied zu einem Stromausfall (Blackout) ist Strom in einer Strommangellage verfügbar, jedoch zu einem reduzierten Mass. Von einer Strommangellage spricht man, wenn ein Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage aufgrund unzureichender Produktions-, Übertragungs- und/oder Importkapazitäten während mehrerer Tage, Wochen oder Monaten besteht. Eine Strommangellage entsteht durch eine Verkettung von mehreren Ereignissen. Beispielsweise kann die Eigenproduktion nach einem trockenen Sommer aufgrund tiefer Pegelstände in Flüssen und Stauseen vermindert sein. Diese Situation verschärft sich, wenn gleichzeitig Strom nicht beliebig importiert werden kann, weil das umliegende Ausland mit ähnlichen Produktionsproblemen kämpft. Das Risiko einer Mangellage steigt weiter, wenn zum Beispiel die Übertragungskapazitäten durch Infrastrukturschäden aufgrund eines Naturereignisses eingeschränkt werden.
In einer solchen Strommangellage ist der Bund bzw. die wirtschaftliche Landesversorgung (WL) für die Vorbereitung und Umsetzung von Bewirtschaftungsmassnahmen zur Reduktion des Stromverbrauchs und zur Lenkung des Stromangebots zuständig. Diese Massnahmen werden abhängig von der Versorgungslage einzeln oder kombiniert eingesetzt und haben zum Ziel, die Stromversorgung auf einem reduzierten Niveau sicherstellen zu können. Je nach Verlauf und Intensität der Mangellage kann der Bundesrat die Verordnungen zu den Bewirtschaftungsmassnahmen anpassen oder aufheben. Die operative Umsetzung gewisser Massnahmen übernimmt die vom Verband Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen (VSE) gegründete Organisation für die Stromversorgung in ausserordentlichen Lagen (OSTRAL).
OSTRAL
Da der Bund bei der Umsetzung der vorbereiteten Bewirtschaftungsmassnahmen der wirtschaftlichen Landesversorgung auf dem Gebiet der Elektrizität auf die Privatwirtschaft angewiesen ist, hat er die Vollzugsaufgabe dem Verband Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen VSE beziehungsweise der Kommission OSTRAL übertragen.
Die Organisation für Stromversorgung in Ausserordentlichen Lagen (OSTRAL) hat zur Aufgabe, die notwendigen Vorbereitungsmassnahmen zu treffen, um im Fall von schweren Strommangellagen verschiedene vom Bund angeordnete Massnahmen (Bewirtschaftungsmassnahmen) umzusetzen beziehungsweise zu vollziehen. Als herangezogene Organisation der Wirtschaft handelt sie gestützt auf öffentliches Recht und wird vom Fachbereich Energie der WL beaufsichtigt.
Vorbereitung auf Blackouts und Strommangellagen
Trotz Vorbereitung durch die Elektrizitätsbranche und staatlicher Massnahmen liegt eine angemessene Krisenvorsorge grundsätzlich in der Eigenverantwortung und im Interesse jedes Einzelnen. Im Zusammenhang mit Strommangellagen kann es zu Stromunterbrüchen kommen, entweder unvorhergesehen oder dann als Folge von Netzabschaltungen, die letzte der zur Verfügung stehenden Bewirtschaftungsmassnahmen.
Erfahrungsgemäss ermöglicht eine angemessene Vorbereitung eine weitaus schnellere und effizientere Reaktion beim Auftreten von Störungen. Die Bevölkerung kann mit einfachen Massnahmen und der richtigen Verhaltensweise das Schadensausmass bei einer Strommangellage reduzieren.
Nachfolgend finden Sie Hinweise zu Vorbereitungsmassnahmen und Verhalten bei Unterbruch der Stromversorgung. Bedenken Sie bei Ihren Vorbereitungen, dass es sich um eine Ausnahmesituation handelt, in der Schadensbegrenzung das oberste Ziel ist.
Insbesondere die Gefährdung von Menschen muss verhindert werden. Deshalb ist es wichtig, die richtigen Prioritäten zu setzen.
Überlegen Sie sich:
wie Sie eine warme Mahlzeit ohne Strom zubereiten können,
wie Sie die notwendige Beleuchtung sicherstellen können,
wie Sie die wichtigsten Nachrichten hören können,
wie Sie weitere, für Sie wichtige Anlagen, Geräte und Systeme bei Stromunterbruch falls notwendig weiter betreiben können (zum Beispiel medizinische Geräte wie Dialysegeräte, Alarmanlagen, Pumpen).
Folgende Geräte und Gegenstände können Sie dabei unterstützen:
stromlose Kochgelegenheit, z.B. - Campingkocher mit Gaskartuschen - Fondue-Rechaud mit Gas / Brennsprit - Outdoor-Grill oder -Küche mit Gas / Holz / Holzkohle
ausreichend Kerzen mit Streichhölzern / Feuerzeug oder Campinglampen mit Gaskartusche
Autoradio oder batteriebetriebenes Radio
Taschenlampe
ausreichend Ersatzbatterien für Taschenlampe, Radio etc.
ausreichend Ersatzbrennmaterial für Kochgelegenheit (Brennsprit / Gas / Holz / Holzkohle)
Zudem empfiehlt sich, einen ständigen Notvorrat zu halten:
mindestens 9 Liter Wasser pro Person
haltbare Lebensmittel für mindestens eine Woche
Hausapotheke / persönliche Medikamente etc. für mindestens eine Woche
Ruhe bewahren und für ausreichend Beleuchtung sorgen.
Radio hören, SRF oder ihren Lokalsender; eventuell sich mit akkubetriebenen Geräten (zum Beispiel Smartphone) auf der Webseite des Stromanbieters informieren und abklären, ob spezifische Informationen zu erwarten sind.
Geräte wie Bügeleisen, elektrische Handwerkzeuge etc., die sich bei Wiederherstellung der Stromversorgung automatisch einschalten, entweder per Knopf ausschalten oder den Stecker ziehen.
Kühlschränke und Tiefkühlgeräte möglichst geschlossen halten; nach sechs Stunden Stromunterbruch sollte der Kühlschrank geleert werden, das Tiefkühlgerät erst nach 24 Stunden.
Nachschauen, ob Leute in Aufzügen eingeschlossen sind; wenn nötig Hilfe organisieren
Den Anweisungen von Polizei, Feuerwehr und Zivilschutz Folge leisten.
Falls die Wasserversorgung noch funktioniert, eine Trinkwasserreserve in Eimern, Kanistern etc. anlegen.
Ältere Personen über den Stromunterbruch informieren.
Mit Nachbarn Kontakt aufnehmen und alleinstehende Personen keinesfalls ihrem Schicksal überlassen. Schliessen Sie sich zusammen und helfen Sie sich gegenseitig.
Falls Sie Unterstützung benötigen, einen Notfalltreffpunkt in Ihrer Nähe aufsuchen.
Ohne Strom droht – fast – alles still zu stehen. Auch die Fahrzeuge der Blaulichtorganisationen. Denn Tankstellen sind auf eine zuverlässige Stromversorgung angewiesen.
Damit Behörden und Organisationen für Rettung und Sicherheit (BORS) auch während eines Stromausfalls ihren Auftrag erfüllen können, hat die wirtschaftliche Landesversorgung einen Leitfaden entwickelt.
Der Leitfaden enthält Empfehlungen zuhanden der kantonalen Stellen im Bevölkerungsschutz und liefert Ansätze, wie die Treibstoffversorgung der BORS auch bei Ausfall der Stromversorgung zu gewährleisten wäre.
Die Empfehlungen gliedern sich in drei Teilbereiche:
1. Vorarbeiten: Klärung der politischen Bereitschaft, Festlegung Ziele und Planung
2. Durchführung einer Ist-Analyse über die Treibstoffversorgung der BORS
3. Vorsorge treffen: Umrüstung von Tankstellen, Organisation Treibstoffnachschub, Erstellung Betriebskonzept
Schliesslich gibt der Leitfaden auch Informationen zu Finanzierungsmöglichkeiten, Referenzprojekten sowie Antworten zu häufig gestellten Fragen.
Die Wirtschaft sollte ein Minimum an Vorkehrungen treffen, um für Strommangellagen und Stromunterbrüche gewappnet zu sein und richtig reagieren zu können. Unternehmen und Betriebe jeder Grösse und aus jeder Branche können durch gezielte Vorbereitungsmassnahmen die negativen Auswirkungen vermindern.
Im folgenden Ratgeber finden sie Hinweise und Tipps, wie Sie sich auf solche Situationen vorbereiten können. Es handelt sich dabei um Anregungen, ohne Anspruch auf Vollständigkeit.
Betriebliches Kontinuitätsmanagement
Die wohl effektivste Vorbereitung besteht aus einer systematischen Analyse der Geschäftsprozesse. Daraus leiten sich eine Strategie und Massnahmen ab, damit bei einem Unterbruch der Stromversorgung rasch gehandelt werden kann. Es sollte also ein sogenanntes betriebliches Kontinuitätsmanagement erstellt werden (Business Continuity Management, BCM). Damit bereiten Sie Ihren Betrieb oder Ihr Unternehmen auch auf andere Gefährdungen vor.
Durch vier einfache Schritte erstellen Sie Ihr individuelles BCM:
1. Geschäftsprozesse analysieren Identifizieren Sie Ihre kritischen Geschäftsprozesse, deren Ausfall oder Störung hohe Schäden verursacht. Dazu analysieren Sie die notwendigen Arbeitsschritte und deren zwingende Abfolge. Legen Sie fest, wie lange diese kritischen Geschäftsprozesse maximal ausfallen dürfen.
2. Schutzziele definieren Bestimmen Sie die Geschäftsaktivitäten und -prozesse, die bei einem Unterbruch der Stromzufuhr weitergeführt werden müssen und entscheiden über deren Priorität.
3. Massnahmen erarbeiten Definieren Sie die notwendigen Massnahmen, mit denen Sie auf den Ausfall kritischer Geschäftsprozesse reagieren können, um die Auswirkungen eines Stromunterbruchs oder einer Strommangellage zu minimieren.
4. Massnahmen überprüfen Testen Sie die Wirksamkeit der definierten Massnahmen.
Sie sollten diese Schritte periodisch wiederholen und falls nötig anpassen. Wir empfehlen eine Wiederholung mindestens alle vier Jahre. Die Investition in ein BCM lohnt sich: Es hilft Ihnen, Ihre Geschäftsprozesse und Versorgungsketten ganzheitlich zu betrachten. So überblicken Sie jederzeit die wichtigsten Geschäfts- und Produktionsprozesse und können schnell und flexibel auf unerwartete Entwicklungen reagieren.
Bauliche Massnahmen
Neubauten oder Renovationen bieten die Gelegenheit, die Abhängigkeit von der Stromversorgung zu verringern und so die Auswirkungen von Stromunterbrüchen und Strommangellagen zu vermindern. Sie können zum Beispiel vorsorgen, indem Sie
alle Gebäude nach neusten Standards isolieren;
Kühllager mit Schutzschleusen zur besseren Isolation versehen;
automatische Lager möglichst auch ohne Strom benutzbar machen, zumindest rudimentär;
zahlreiche Quellen für Tageslicht einbauen, z.B. in Verkaufslokalen;
Ställe so bauen, dass rasch manuell gelüftet werden kann;
als Landwirt die Lagerprozesse bei Futtermitteln stromungebunden machen.
Weiter gibt es verschiedene Möglichkeiten, die Stromversorgung individuell noch zuverlässiger zu machen.
Für allfällige Massnahmen betreffend Anschluss ans Elektrizitätsnetz lassen Sie sich von Ihrem Verteilnetzbetreiber/Stromversorger beraten.
Notstromversorgung
Mit einer Notstromversorgung (beispielsweise mittels Notstromaggregat NSA oder Brennstoffzellen) können unverzichtbare Elemente auch bei einem länger andauernden Stromunterbruch weiterbetrieben oder stabilisiert werden. So können Anlagen und Systeme geschützt werden, die beispielsweise
für die Sicherheit von Mensch und Tier unverzichtbar sind;
bei einem Stromunterbruch dauerhaft Schaden nehmen (z.B. Schmelzöfen) oder grossen finanziellen Schaden verursachen (z.B. Kühllager);
lange Anlauf- bzw. Reinigungszeit haben (z.B. Reinräume) oder für das Funktionieren des restlichen Betriebs zentral sind (z.B. Rechenzentren).
Bei der Anschaffung einer Notstromversorgung sollten Sie unter anderem Folgendes berücksichtigen:
Achten Sie bei der Installation eines Notstromnetzes darauf, dass sich einzelne Komponenten je nach Priorität zuschalten lassen.
Je nach Grösse und Verwendungszweck der Notstromversorgung müssen Sie auch eine Umschaltvorrichtung installieren, um von der Verteilnetzversorgung im Gebäude auf die Notstromversorgung zu wechseln.
Üben Sie die Handhabung Ihrer Notstromversorgung sowie des Notstromnetzes und testen Sie regelmässig dessen volle Funktionstüchtigkeit.
Lagern Sie, sofern notwendig, ausreichend Treibstoff für die Notstromversorgung und kümmern Sie sich um den Nachschub. Beachten Sie dabei die Lagerfähigkeit der Treibstoffe.
Bei diversen Anbietern besteht die Möglichkeit, mobile NSA zu mieten oder für den Krisenfall zu reservieren. Falls beabsichtigt, muss darauf geachtet werden, dass die nötigen Anschlüsse / Umschaltvorrichtung für ein mobiles NSA im Gebäude vorhanden sind.
Achten Sie auch darauf, dass die richtigen Anschlüsse vorhanden sind, um externe Elemente mit der Notstromversorgung aufzuladen, falls gewünscht.
Erstellen Sie eine Checkliste aller Anlagen, die nach dem Wechsel auf die Notstromversorgung neu gestartet werden müssen (z.B. Aufzüge).
Lassen Sie sich von einer Fachperson beraten!
Die Umschaltung auf die Notstromversorgung ist in der Regel mit einem kurzzeitigen Stromunterbruch verbunden. Führt bereits ein solch kurzzeitiger Unterbruch zu nachhaltigen Schäden, muss eine Unterstützung der Notstromversorgung mit einer unterbrechungsfreien Stromversorgungsanlage in Betracht gezogen werden.