Das BWL schliesst mit den betroffenen Firmen Pflichtlagerverträge ab. In diesen Verträgen verpflichten sich die Unternehmen, von einem bestimmten Gut eine bestimmte Menge in einer bestimmten Qualität an einem bestimmten Ort zu lagern. Die Pflichtlagerprodukte werden regelmässig umgeschlagen und über die normalen Absatzkanäle der Firmen verkauft. Das BWL oder eine von ihm beauftragte Kontrollstelle überprüft die Pflichtlager periodisch.
Sektion Vorratshaltung
Pflichtlagerorganisationen
Das Pflichtlagersystem basiert auf der Zusammenarbeit zwischen dem Staat und der Wirtschaft. Der Bund legt die Zusammensetzung und das Ausmass der Pflichtlager fest. Die Vorräte werden jedoch nicht vom Bund, sondern von privaten Unternehmen gehalten und sind in deren Eigentum. Ende 2022 hielten rund 280 Unternehmen ein Pflichtlager.

CARBURA: Pflichtlagerorganisation der schweizerischen Mineralölwirtschaft
Die älteste Pflichtlagerorganisation in der Schweiz wurde am 21. Juni 1932 in Bern als Schweizerische Zentralstelle für die Einfuhr flüssiger Treib- und Brennstoffe gegründet. Der Sitz von CARBURA befindet sich in Zürich. Mitglieder sind namentlich sämtliche Importeure von Mineralölprodukten, die pro Jahr mehr als 3000 Kubikmeter einführen. Die Schweiz muss die gesamte Menge an Öl, die sie verbraucht, importieren. Diese Abhängigkeit hat mit der fortschreitenden Industrialisierung zugenommen.
Weitere Informationen: CARBURA

RESERVESUISSE erbringt Dienstleistungen im Zusammenhang mit Import, Lagerung und Verarbeitung von Nahrungs- und Futtermitteln.
Die Schweizerische Genossenschaft für Getreide und Futtermittel (GGF) existiert seit 1933. Réservesuisse findet ihren Ursprung in der 1948 gegründeten Treuhandstelle der Schweizerischen Zuckerimporteure als Selbsthilfeorganisation der Wirtschaft. Diese wurde 1949 in die Treuhandstelle der Schweizerischen Lebensmittelimporteure (TSL) umgewandelt und hält Pflichtlager an Zucker, Reis, Fettstoffen und Kaffee. 1996 folgte als nächster Schritt die Gründung der Treuhandstelle der Schweizerischen Getreidepflichtlagerhalter (TSG) und schliesslich 2003 der Zusammenschluss von TSL und TSG zu réservesuisse.
Weitere Informationen: reservesuisse

AGRICURA ist die Pflichtlagerorganisation für Stickstoffdüngemittel.
Die Vorgängerorganisation der Genossenschaft Agricura (Agricura) wurde 1950 gegründet.
Die Schweiz ist zur Deckung ihres mineralischen Stickstoffdüngerbedarfs zu 100 Prozent vom Ausland abhängig. Die Störanfälligkeit der Beschaffungslogistik wird im Rahmen regelmässiger Risikoanalysen beurteilt. Aufgrund der Resultate dieser Analysen wird die Menge Reinstickstoff festgelegt, die zur Sicherstellung einer Ernte an Lager zu halten ist.
Aktuell wird die Pflichtmenge von 17 000 Tonnen Reinstickstoff durch 15 verschiedene Pflichtlagerhalter in der Schweiz abgedeckt.
Weitere Informationen: Agricura

HELVECURA ist als Pflichtlagerorganisation von Heilmitteln für die Lagerung von Heilmitteln wie Antibiotika zuständig.
Die Selbsthilfeorganisation der Pflichtlagerhalter von Heilmitteln wurde 1951 gegründet. Sie sorgt unter anderem dafür, dass Antibiotika zur Bekämpfung von Infektionskrankheiten unmittelbar zur Verfügung stehen. Da die Schweiz selbst keine Antibiotika herstellt, sondern nur weiterverarbeitet, ist sie vollumfänglich vom Import abhängig.
Weitere Informationen: Helvecura

PROVISIOGAS ist die Pflichtlagerorganisation von Erdgas, das vor allem zum Heizen und Kochen sowie in Industrie und Gewerbe verwendet wird.
Provisiogas, die jüngste der Pflichtlagerorganisationen, wurde 2014 in Bern gegründet. Sie bezweckt insbesondere die Erfüllung von Aufgaben, die ihr vom Bund im Zusammenhang mit der Durchführung der Pflichtlagerhaltung oder der Bewirtschaftung von Erdgas übertragen werden.
Weitere Informationen: Provisiogas
Letzte Änderung 14.11.2023